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Naturschutz: Nicht nur reden – machen!

In der Projektwoche vor den Sommerferien ging es los: Eine wild entschlossene Truppe aller Klassenstufen zog vom WG ins Alstervorland – um Pflanzen auszureißen! Und zwar richtig viele! Das soll Naturschutz sein?

Ja! Die Aktion ist abgestimmt mit dem Bezirksamt Eimsbüttel, das sich über unsere Hilfe sehr freut. Es geht um den Schutz der Pflanzenvielfalt am Alsterufer. Seit Ende des 12. Jahrhundert der Alsterlauf aufgestaut wurde, gab es zum Land hin eine breite Röhrichtzone. Aber weil man in den 50er Jahren mehr Platz für Wassersport und einen unverstellten Blick auf die Alster gewinnen wollte, wurde der Pflanzengürtel einfach abgebaggert. Dass das keine gute Idee war, dämmerte den Verantwortlichen schon kurz darauf in den 70er Jahren: Man hatte die biologisch aktivste Zone des Gewässers zerstört. Sie bietet Raum für eine große Artenvielfalt und erfüllt überdies die Funktion eines Klärwerks. Also bemühte man sich um die Wiederansiedlung, was sich aber als unerwartet schwierig, enorm aufwändig und kostenintensiv erwies. Die große Vielfalt an Pflanzen- und Insektenarten, die wir heute am Ufer des Alstervorlands sehen, hat sich erst nach vielen Versuchen entwickelt. Und sie ist wieder in Gefahr. Seit einigen Jahren breitet sich der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) immer mehr aus, verdrängt alle anderen Pflanzen und damit auch alle Tieren, die von, auf oder in ihnen leben. Um das zu verhindern, werden die Biologie-Kurse des Wilhelm-Gymnasiums mehrmals im Jahr zu einer Rupf-Aktion ans Alster-Ufer gehen. Was, wie man an den Bildern sieht, ganz nebenher auch immer ziemlich viel Spaß macht!

Ganz ähnlich ist es mit dem „Entkusseln“ im Wittmoor, das wir schon seit einigen Jahren machen. Auch hier geht es darum, besonders artenreiche Lebensräume wie Moore, Heiden und Trockenrasen zu schützen. Je nach Ausprägung werden sie in der „Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands“als „gefährdet“oder sogar als „von der Vernichtung bedroht“geführt. Manchem Spaziergänger mag es seltsam vorkommen, wenn wir dort jungen Birken mit der Hacke zuleibe rücken. Es wäre auch ein biologisch ganz natürlicher Sukzessionsprozess, wenn diese kleinen Bäumchen die Heide im Laufe der Jahre in einen Wald verwandeln. Aber alle an die Lebensbedingungen angepassten Insekten, Spinnen, Eidechsen und Schlangen hätten dann keine Heimat mehr. Wir haben ihnen durch unseren Einsatz wieder für einige Jahre das Überleben gesichert!

Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben!

Und an dieser Stelle auch einmal an Herrn Kloebe und Herrn Obladen vom NABU, die sich seit Jahrzehnten mit großem persönlichen Engagement für die Renaturierung und Erhaltung des Wittmoors einsetzen und uns regelmäßig bei der Arbeit anleiten. 

Joachim Trucks

Einige der Fotos der Entkusselungsaktion hat Keno aus der 8d beigesteuert, der auch selbst einen Bericht darüber verfasst hat:

Am Donnerstag und Freitag vor den Herbstferien sind jeweils zwei achte Klassen im Rahmen des Biologieunterrichts ins Naturschutzgebiet Wittmoor gefahren, um dort im Biotop „Moor“ zu arbeiten.

Nach einem langen Weg per Bahn und per Pedes empfingen uns an der Grenze des Wittmoors zwei sympathische NABU-Helfer. Sie zeigten uns wichtige Teile des Moors und wir bekamen interessante Hintergrundinformationen über die immense Artenvielfalt und die Flora und Fauna dort.

Schließlich kamen wir an der Stelle an, die unser Arbeitsziel war: 

Hier sollten wir „Entkusseln“, was bedeutet mit Hacken kleine, störende Bäumchen, zumeist schnellwachsende Birken, in der Heide zu entwurzeln. 

Dieser Prozess in Zweierteams hat viel Spaß gemacht: Eine Person biegt den Baum zur Seite, die andere Person hackt an der Wurzel. So wurde es fast zu einer Art Wettbewerb um die meisten erfolgreich entfernten Bäume. In der Mittagspause war jeder froh sich erholen zu können, doch andererseits kam auch die Fragen auf, ob man denn schon weitermachen dürfe – was ja eher als untypische Phrase von Achtklässlern an Lehrer gilt…

Wir schafften es, das Feld komplett von Bäumen zu befreien, die sonst das Überwuchern und damit die Zerstörung der Heidefläche verursacht hätten. Eines der Highlights des Ausflugs war, das wir uns einfach in die Heide legen konnten, da die Büsche als Unterlage sehr weich und angenehm waren. Das führte dazu sich einfach mal kurz in die Runde zu setzen und ein bisschen mit den Klassenkameraden zu quatschen.

Am Ende des Tages waren alle relativ erschöpft, aber vor allem froh draußen in der freien Natur so viel Gutes getan zu haben.  Ich wette, wir würden das Ganze gerne im nächsten Jahr wiederholen.

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