Was geschieht eigentlich in den Hinterzimmern, die sich jenseits der „Schokoladenseite“ befinden, welche die Ausstellungsbesucher zu Gesicht bekommen?
Am Freitag vor den Herbstferien haben Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Geschäftsführer und Programmleiter „Kunst und Kultur“ der „ZEIT-Stiftung“ und seine Assistentin, Lena Schütte, die Kunstprofiler des 3. Semesters zu einem „Blick hinter die Kulissen“ eingeladen.
Anhand des Organisationsdiagramms fragte Herr Hoffmann nach Auffälligkeiten: Erstaunlich, dass das Stammpersonal nur aus zwölf Mitarbeitern besteht und von diesen nur vier Personen mit „Kunst“ im engeren Sinn zu schaffen haben. Warum ein so schlanker Personalbestand? Dies ermöglicht den Einkauf von externen Spezialisten für spezielle Ausstellungsthemen.
Wie kann ein Ausstellungshaus ohne eigenen Werkbestand Leihgaben aus aller Welt erhalten? „Gibst du mir, so gebe ich dir“ funktioniert ja nicht. Wie bekommt man die Bilder pünktlich zur Eröffnung an die Wand? Die Ausleihe aus den USA erfordert einen Vorlauf von drei Jahren. Warum werden Reinigung, Aufsichten, Ausstellungsbau „outgesourct“? Warum werden Book Shop und Gastronomie verpachtet?
Wir haben jedes Büro aufgesucht. Die BKF-Mitarbeiter standen uns Rede und Antwort: „Welche Aufgabe erledigen Sie gerade? Wie sind Sie zu diesem Arbeitsplatz gekommen? Haben Sie studiert?“ Alle, bis auf eine Ausnahme. „Welche Fächer haben Sie studiert?“ Herr Hoffmann beispielsweise Archäologie. Eine Mitarbeiterin berichtete von dem Vergnügen, einmal ein Bild „von Nagel zu Nagel“ aus New York abzuholen.
In einem Ausstellungshaus, welches sich ohne Steuergelder finanziert, ist besondere Kreativität erforderlich. So ließen sich Ausstellungserfolge kaum kalkulieren: manchmal erweist sich eine Schau, die vermutlich nur ein speziell interessiertes Publikum ansprechen würde, überraschend als ein „Blockbuster“. Umgekehrt erweist sich eine Ausstellung, die andernorts eben noch ein Publikumsmagnet war, unerwartet als schwach besucht. Vom Direktor bis zur studentischen Hilfskraft beweisen hier alle Mitarbeiter „skin in the game“ …
Die Kunstprofiler haben an dem Vormittag sehr unmittelbar und anschaulich Einblicke in die Berufspraxis am BKF erhalten. Der eine oder die andere aus unserem Kreis mögen Inspiration für eigene Studienperspektiven mitnehmen …
Uwe Niemann