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Bäume ausreißen für die Natur

Muss manchmal sein! Moore, Heiden und Trockenrasen sind in Deutschland selten geworden. Und mit ihnen all die besonders angepassten Pflanzen und Tiere, die nur hier überleben können, weil sie an anderen Standorten von Konkurrenten verdrängt werden. Ließe man der Natur hier freien Lauf, dann würden sich diese Flächen im Laufe weniger Jahre durch eingetragene Birken- oder Kiefernsamen in Wälder verwandeln, die dort heimischen Spezialisten wären dem Untergang geweiht. Um das zu verhindern, muss „entkusselt“ werden: junge Baumtriebe werden herausgezogen, gehackt, geschnitten oder gesägt. Außerhalb der Blühperiode natürlich, um die Natur so wenig wie möglich zu stören, von Mitte Oktober bis Februar.

Die Klasse 8b hat´s gemacht! Im Wittmoor, an einem kalten, feuchten, durch und durch ungemütlichen Freitag, Mitte November, begleitet von Herrn Trucks und Herrn Kruspe.   Das Wittmoor im Norden Hamburgs wurde 1978 zum Naturschutzgebiet erklärt, gerade noch rechtzeitig, nach jahrzehntelanger Zerstörung durch Grundwasserspiegel-Absenkung und Torfabbau. Seitdem hat der NABU, der Naturschutzbund Deutschland, Entwässerungsgräben geschlossen und Bäume entfernt, so dass sich Moorpflanzen und -Tiere wieder ausbreiten konnten.

Im Moor trafen wir uns mit Herrn Kloebe, der als Lehrer das Gebiet jahrelang mit Schülergruppen des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums – eine der Hamburger Club of Rome Schulen – betreut hat. Vorbei an einem Moorteich, der aussah, als könnten gleich Trolls und Hobbits herausgekrochen kommen, wanderten wir zu der Heidefläche, die von Aufwuchs befreit werden sollte.

Herr Kloebe erklärte die Handhabung von Baumschere und „Wiedehopf-Hacke“, einem Gerät, das an eine mittelalterliche Streitaxt erinnert. Alle wurden eindringlich ermahnt, keine Finger abzuschneiden und sich in Zweiergruppen so zu verteilen, dass beim Ausholen keine Köpfe gespalten werden. Und dann ging´s los! Anfangs haben alle gefroren wie die Schneider, und eigentlich wollte jeder bloß schnell wieder nach Hause ins Warme. Aber nach kurzem Vertrautwerden mit dem Gerät und der richtigen Rupf-, Hack- und Kneif-Technik waren alle mit Feuereifer dabei, von Kälte keine Rede mehr. Überall wuchsen kleine Zweighaufen in die Höhe, die wir zum Schluss an einem Knick zu einem großen Berg zusammentrugen, ein willkommenes Versteck für Vögel und kleine Säugetiere. Zwischendurch gab es allerlei Beobachtungen nebenher. Zarte Becherflechten etwa, die sich am Boden ausbreiten, manche mit knallroten Fruchtkörpern. Oder den Ei-Kokon einer Wespenspinne. Sie lebt nur an sonnigen Standorten mit niedriger Vegetation, sie ist eine der Arten, deren Überleben wir an diesem Standort mit unserer Arbeit gesichert haben.

Was wir gelernt haben:

  1. Natur schützt sich nicht selber!
  2. Es reicht nicht aus, einen Zaun zu ziehen und Schilder mit „Naturschutzgebiet“ aufzustellen.
  3. Reden hilft auch nicht. Man muss etwas tun!
  4. Und das macht, vielleicht die überraschendste Einsicht dieses Tages, tatsächlich Spaß!

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