Aktuelles

Themen  → Allgemein Alte Sprachen

Antike, Mittelalter, modernes Europa: Klassenfahrt der 7c nach Trier und Luxemburg

Am 7. Juli ging es für die 7c mit der Bahn ins malerische Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und Luxemburg in den tiefen Südwesten der Republik nach Trier. Nach der Ankunft ging es zum ersten Mal vorbei an der Porta Nigra, dem erhaltenen römischen Stadttor, das fast 2000 Jahre alt ist. Entlang der Mosel kamen wir dann auch endlich in der gut ausgestatteten Jugendherberge an, bezogen unsere Zimmer und verbrachten gemeinsam einen bunten Abend.

Am Dienstag (8.7.) stand die Stadtrallye in der „Römerstadt“ auf dem Programm. Mit Hop-on/Hop-off-Bussen und einer Antikencard konnten wir den ganzen Tag die Stadt erkunden und lernten die römischen Weltkulturerbestätten Porta Nigra, Amphitheater, Römerbrücke, Kaisertherme, Konstantinbasilika, aber auch Sehenswürdigkeiten aus dem Mittelalter, wie den eindrucksvollen Dom, oder das prachtvolle Kurfürstliche Palais aus der frühen Neuzeit näher kennen.

Auch die Einlassung der Stadt in den Naturraum des lieblichen Moseltals mit dem sich schlängelnden Fluss, den zahlreichen Weinbergen und nahegelegenen Aussichtspunkten, zeigte sich uns mit all seinen Reizen.

Am Mittwoch (9.7.) verließen wir Deutschland und fuhren 45 Minuten mit der Bahn in die moderne, aber auch sehr geschichtsträchtige Europastadt Luxemburg. Zunächst erkundeten wir gemeinsam auf dem Weg in die Innenstadt die Festungsanlage entlang der Schluchten des Flüsschens Alzette. Dabei handelt es sich um den historischen Kern Luxemburgs aus dem Hochmittelalter. Kurz, aber steil ging es danach die Schlucht wieder herauf und plötzlich standen wir auf einem herrlichen Aussichtsplateau mit der mittelalterlichen Festungsanlage, aber auch dem modernen Europaviertel (Luxemburg ist Sitz zahlreicher wichtiger EU-Institutionen, wie z.B. dem Europäischen Gerichtshof, dem Europäischen Rechnungshof und Teilen der EU-Kommission) vor uns.

Von dort aus gingen wir in die Innenstadt, um weitere Eindrücke der lebendigen und französisch anmutenden Stadt zu sammeln. In kleinen Gruppen verbrachten wir unsere Mittagspause, erkundeten repräsentative Altbauten, Plätze, Fußgängerzonen, den Stadtpark und bestaunten einen offen verglasten öffentlichen Aufzug mit dem man über 50 Höhenmeter überwinden konnte, um in einen unteren Altstadtteil zu gelangen. Die beste Aussicht ergatterte sich allerdings eine Gruppe von Schülern, indem sie zufällig auf den amtierenden Außenminister und langjährigen früheren Regierungschef Luxemburgs, Xavier Bettel, trafen, der die WG-Schüler kurzerhand zu einer spontanen „Audienz“ in seinen Amtssitz in der Altstadt (inklusive Rundblick von der Terrasse des Außenministeriums) einlud – verrückte Geschichte!

Am Donnerstag (9.7.) zog es uns mit ausgeliehenen Fahrrädern in das nähere Umland von Trier. Auch hier waren wir auf den Spuren der Römer in der wunderschönen Kulturlandschaft des Moseltals unterwegs. Inmitten eines Weinbergs befinden sich etwa 15 Kilometer flussaufwärts die Reste der „Villa Urbana“. Dabei handelt es sich um ein stattliches Landhaus für die Familie eines hohen römischen Beamten aus Trier. Erhalten ist davon zwar nur ein seitlicher Flügel, der die Therme des Hauses beherbergte, aber dennoch vermittelt diese Stätte einen Eindruck von der Lebensweise und der Architektur der Römer aus der Zeit als Trier eine so große Bedeutung für das Römische Reich inne hatte. Aber warum gibt es denn überhaupt all diese zahlreichen Spuren und Monumente der Römer in und um Trier? Was viele gar nicht wissen: Trier,  bzw. Augusta Treverorum in der Bezeichnung der Römer, war in der Spätantike eine der wichtigsten Städte des Römischen Reiches und eine der westlichen Kaiserresidenzen. Vor allem Kaiser Konstantin der Große (gestorben 337 n.Chr.) nutzte Trier über mehrere Jahre als Hauptresidenz und ließ die Stadt dementsprechend repräsentativ ausbauen, so dass sie auch in der weiteren Spätphase des Römischen Reiches einer der wichtigsten westlichen Verwaltungssitze wurde.

Den letzten Abend vor Ort ließen wir mit einer kurzen, zunehmend stickigen, Keller-Party und einem sich anschließenden längeren Beisammensein auf der Terrasse der Herberge ausklingen.

Hoch über Trier prangt auf einem bewaldeten Felsen über der Mosel ein weiteres Wahrzeichen der Stadt: die Mariensäule. Im Lauf der Woche hatten wir einen Aufstieg noch nicht geschafft, aber eine Gruppe von Schüler:Innen wollte am letzten Morgen noch vor dem Frühstück los, um diesen Aussichtspunkt zu besteigen. Also ging es bereits um 6:30 los, um danach noch genügend Zeit für die notwendigen Vorkehrungen der Abreise zu haben. Nach knapp 1,5 Stunden waren wir mit mit sehr schönen Erinnerungen an letzte traumhafte Ausblicke auf die Stadt und das Moseltal in der Morgensonne wieder zurück.

Fun fact zur Mariensäule: Als das katholische Trier nach dem Wiener Kongress 1815 preußisch und damit protestantisch wurde, kam es zwischen der katholischen Bevölkerung Triers und der preußisch-protestantischen Obrigkeit über Jahrzehnte immer wieder zu Konflikten. Jahrhundertelang war zum Beispiel die spätrömische Konstantinbasilika eine katholische Kirche, die jedoch unter der preußischen Obrigkeit ab 1856 von der protestantischen Gemeinde genutzt wurde. Als Trotz- und Widerstandsaktion gegen diese Enteignung wurde daraufhin durch Geldspenden der katholischen Bevölkerung zwischen 1859 und 1866 die Mariensäule als katholisches Symbol auf dem Pulsberg errichtet.

Unsere Rückreise mit der Bahn verlief erfreulich reibungslos. Um 11:30 stiegen wir in den Zug und nach einem Umstieg in Koblenz waren wir um kurz nach 18 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof.

Trier ist wirklich eine Klassenreise wert, die Verbindung von römischer Antike, christlichem Mittelalter, europäischer Moderne inmitten des Moseltals sucht ihresgleichen.

(Jo/Og)

Bilder zum Artikel