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WG-Schüler beim Certamen Ciceronianum

Licetne mihi ad locum privatum ire?

Ein Bericht über das Certamen Ciceronianum in Arpino / Italien

Latein lebt! Das behaupten zumindest mehrere hundert Schüler aus ganz Europa, die jedes Jahr nach Arpino, Ciceros Geburtsstadt nahe Rom, kommen und in einem internationalen Wettbewerb Texte des bekannten Redners übersetzen. Dieses Jahr bekamen zum ersten Mal vier Schüler aus dem WG, genauer dem Lateinprofil der S2 (Nicola Blohm, Pia Kröger, Julia Müller, Felix Schulze-Hoeing), die Möglichkeit, zusammen mit Frau Uhl nach Arpino zu fahren und an der außergewöhnlichen Veranstaltung teilzunehmen. Ich sage es gleich: Gewonnen haben wir nichts. Bei so vielen „Latein-Freaks“ ist es schließlich echt schwer, einen Preis zu ergattern. So waren wir doch sehr erstaunt, als unsere erste Bekanntschaft ihren Lehrer fragte: „Magister, licetne mihi ad locum privatum ire?“ (zu Deutsch: Lehrer, ist es mir erlaubt zum privaten Örtchen zu gehen?)

Trotzdem haben wir tolle Erlebnisse und ein ganz schönes Abenteuer hinter uns, das schon mit der Anreise anfing. Man sagt ja: „Alle Wege führen nach Rom“. Nun, dieses Sprichwort haben wir auf unserer Reise wirklich ausgenutzt. Denn kaum waren wir zum Zwischenstopp in Düsseldorf gelandet, erfuhren wir, dass es auf dem Flughafen in Rom brannte und kein Flugzeug mehr landen durfte. Also mussten wir einen anderen Flughafen in Italien ansteuern und so fanden wir uns schließlich im ca. 580 km von Rom entfernten Mailand wieder. Dort erklärte uns eine sehr gestresste Mitarbeiterin der „Trenitalia“, dass alle Direktverbindungen nach Rom ausgebucht seien und wir wohl den zehnstündigen Nachtzug über Verona nehmen müssten. Nach einer anstrengenden etwa 30 stündigen Reise mit vielen typisch italienischen Zugverspätungen könnt ihr euch unsere Erleichterung nicht vorstellen, die wir empfanden, als uns Marco, ein Helfer des Certamen Ciceronianum, morgens in Frosinone in Empfang nahm und endlich nach Arpino fuhr. Am Nachmittag entdeckten wir dann mit den anderen Teilnehmern die wunderschöne Landschaft Latiums, der Region, in der Arpino liegt, und erfuhren noch mehr über den bekanntesten Bürger der Stadt.

Am nächsten Morgen fand dann der Wettbewerb statt, der Anlass unserer Reise war. Wir übersetzten einen Text, der diesmal ein Auszug aus „De officiis“ war und von Ciceros Einstellung zu Ruhe und Einsamkeit handelt, und verfassten ein Kommentar zu dieser Textstelle. Das Niveau des Textes liegt über dem des Abiturs, da er umfangreicher ist und keine Hilfen gegeben werden.

Anschließend ging es zum traditionellen Besuch des Klosters Montecassino, in dem uns der Abt mit einer Rede (natürlich auf Latein) in Empfang nahm und mahnte, so wie Cicero auf eine offene Art und Weise auf unsere Mitmenschen einzugehen und für ein friedliches Zusammenleben zu sorgen. Denn das ist das besondere Ziel des Certamen: Völkerverständigung auf Basis des gemeinsamen Interesses an Latein.

Bei der Rückkehr nach der großen Preisverleihung, bei der eine Italienerin gewann und bester Deutscher auf dem neunten Platz ein Schüler aus Freiburg wurde, fühlten wir uns diesem Ziel sehr nahe, denn wir kamen mit tollen Eindrücken und neuen interessanten Bekanntschaften aus Belgien, Polen, Ungarn, Italien und weiteren Ländern Europas zufrieden in Hamburg an.

Ein großer Dank gilt vor allem unseren Sponsoren, der Warburg-Melchior-Olearius-Stiftung sowie dem Verein der Ehemaligen des Wilhelm-Gymnasiums, ohne die wir diese tolle Erfahrung wohl kaum gemacht hätten.

Für die folgenden Jahrgänge können wir nur hoffen, dass die Schule auch weiterhin teilnehmen wird. Wir werden unsere Reise nach Arpino jedenfalls nicht so schnell vergessen.

Julia Müller, S 2

Ein kurzer Artikel findet sich auch in der „Alsterkind“-August-Ausgabe 2015, S. 4 sowie online hier.

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