Dass Captian Spock aus den Star-Trek-Filmen Senecas Idealvorstellung von ratio verkörpert, war nur eines von vielen lebhaften Beispielen, mit denen Prof. Dr. Kuhlmann von der Georg-August- Universität Göttingen Senecas Philosophie unterhaltsam veranschaulichte. Die rund 50 anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer – darunter auch Gäste von anderen Schulen – erfuhren am Mittwochabend bei dem Vortrag „Seneca und die Stoa – antike Tipps zum Glück“ im Kapheneion des Wilhelm-Gymnasiums, dass sich so manch eine stoische Glücksvorstellung aus der römischen Philosophie auf den zweiten Blick auch heute noch wiederfinden lässt. Auch wenn heutige Glücksvorstellungen (etwa Gesundheit, Familie und ein geregeltes Einkommen) für Seneca als adiáphora („gleichgültig“) galten, so konnte Prof. Dr. Kuhlmann dennoch eindrucksvoll Senecas virtus-Begriff („moralisches Verhalten“) in aktuellen Ratgebern zum Glücklichsein nachweisen.
Für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sind die Seneca-Texte ein wichtiger Bestandteil des Lateinunterrichts, und so traf der Vortrag auf reges Interesse, da er zudem einen kurzweiligen Überblick über Senecas Leben und Zeit einschloss. Dabei ließ Prof. Dr. Kuhlmann zu jeder Zeit erkennen, dass er nicht nur Fachwissenschaftler ist, sondern ebenso ein engagierter Didaktiker, der es versteht, wissenschaftliche Inhalte verständlich und anschaulich zu vermitteln.
Nachdem das Publikum die Möglichkeit ergriffen hatte, Fragen an den Experten zu stellen, wurde wohl jedem deutlich, dass Senecas philosophische „Tipps zum Glück“ vielschichtiger sind, als es gegenwärtige Titel wie „Seneca für Manager“ suggerieren.