Kürzlich wurde im Bucerius Kunst Forum die Ausstellung „Lee Miller. Fotografin zwischen Krieg und Glamour“ eröffnet. Dazu erschienen selbstverständlich die „Schönen und die Guten“ der Stadt. Mit dazu waren alle Kunstprofiler des Wilhelm-Gymnasiums eingeladen, die zahlreich erschienen: kein Haus weit und breit vermag so viele junge Besucher anzuziehen. Besucher? Eigentlich falsch – vielmehr sind wir mit dem Projekt „Live und in Farbe – Schüler führen Schüler“ seit Langem Freunde und Mitarbeiter an der prominenten Adresse.
Lee Miller – eine faszinierednde Gestalt, die als emanzipierte Frau verschiedene Leben führte (1907-77). Im Bundesstaat New York aufgewachsen, war sie als Teenager Modell vor der Kamera mit einem Titelbild auf der „Vogue“. Bald wechselte sie hinter die Kamera und erhielt lebenslänglich Aufträge von der vornehmen Zeitschrift: zunächst als Modefotografin, dann als eine der wenigen Kriegskorrespondentinnen. Als solche war sie an der Front und hat den ersten Napalm-Angriff auf die deutsche Festung in Saint-Malo miterlebt. Die Aufnahme eines befreundeten Fotografen von ihr zeigt den Horror, den sie empfand.
Im Anschluss hat Lee Miller die Befreiung der Konzentrationslager in Buchenwald und Dachau dokumentiert. Immer ging sie mit der Kamera „nah ran“. Diese Aufnahmen werden im BKF nur in einer gesonderten Kammer gezeigt, die nur betritt, wer dies will. Berühmt ist das Foto, das sie nackt in der Badewanne in Hitlers Wohnung am Prinzregentenplatz in München zeigt. Vor der Wanne stehen ihre Knobelbecher, welche den Vorleger wohl noch mit der Asche der Opfer aus Dachau versehen haben.
Bekannt vielleicht auch zuvor nach der Befreiung von Paris: Picasso, der den Deutschen nicht wich, umfasst sie zärtlich. Lee Miller, schillernd, viele „Männergeschichten“, hielt lebenslänglich Kontakt zu allen Freunden. Zuletzt, in der Nähe von London mit ihrem letzten Ehemann, Roland Penrose, niedergelassen, stritt sie ihre Leistungen als Fotografin ab und versteckte die Filme. In ihren letzten Jahren wurde Lee Miller eine ambitionierte „Gourmet-Köchin“, die ihre alten Kunstfreunde, darunter auch Picasso, mit besonderen kulinarischen Kreationen verköstigte.
Ihrem Sohn Anthony, der mit seiner Familie auch zur Eröffnung zugegen war, ist es zu verdanken, dass wir von den auf dem Dachboden versteckten Foto-Negativen überhaupt Kenntnis erhalten haben. Am Eröffnungsabend sprachen der Vorsitzende der ZEIT-Stiftung, Manuel J. Hartung, die Staatsministerin Claudia Roth, die Direktorin des BKF, Kathrin Baumstark, sowie Karin Gimmi, welche die Ausstellung zuvor in Zürich kuratiert hat. Wir freuen uns, mit den vielen ausgewiesenen Experten an dem feucht-fröhlichen Abend in Kontakt zu gekommen zu sein – wer hat das schon? Jedenfalls die Kunstprofiler vom WG …
Unten ein Foto mit Charles, Cooper und Kian mit Berliner Politprominenz (abgedreht im Hintergrund Michael Göring, der vormalige Vorstandsvorsitzende der ZEIT-Stiftung, zu dem wir einen schönen Kontakt pflegen).