Aktuelles

Themen  → Bildende Kunst

Abschied von „Rodtschenko“, Begegnung mit „Dionysos“ im Bucerius Kunst Forum

„Live und in Farbe – Schüler führen Schüler“: Die Kooperation von Bucerius Kunst Forum und WG, die vor fünf Jahren von unserer ehemaligen Kollegin Karin Maak ins Leben gerufen wurde, ist nach wie vor sehr lebendig. Die beiden Kunst-Profilkurse führen vor allem Schulklassen, aber auch andere interessierte Gruppen durch die wechselnden Ausstellungen des BKF. Wertvolle Unterstützung erhalten wir von der Leitung sowie von den wissenschaftlichen Mitarbeitern des BKF, die uns fachlich unterweisen und die Hintergründe der Konzeption erläutern. Für die Kunstprofilschüler ist es immer eine anspruchsvolle Aufgabe die Sachzusammenhänge zu durchdringen und eine weitere, Ihre Kenntnisse an Gäste aller Alterstufen und mit unterschiedlicher Vorbildung in geeigneter Weise weiterzuvermitteln.

Mit „Matta“, Giacometti“ und zuletzt „Rodtschenko“ standen die Werke von drei Künstlern im Blick, deren Wirkungszeiten große Überschneidungen aufweisen – drei sehr verschiedene künstlerische Positionen sind dabei deutlich geworden. In der Zeit von den Sommer- bis zu den Herbstferien stand „Rodtschenko“ auf dem Programm. Beide Kunstprofilkurse haben jeweils fünf Klassen vor die Originale geführt, so dass das WG insgesamt mit knapp 300 Schülern im BKF zu Gast gewesen ist.

Jetzt führen wir zu „Dionysos. Rausch und Ekstase“. Epochenübergreifend werden Werke von der Antike bis ins 20. Jahrhundert gegenübergestellt. Der jüngste Gott des Olymp tritt uns in vielfältiger Gestalt gegenüber: als Säugling und Knabe, als hermaphroditischer Jüngling und inniger Liebhaber der Ariadne sowie als mehr oder weniger angeschlagener Greis im Gefolge der trunkenen Satyrn und lärmenden Mänaden. Der alte Mythos stellte über die Jahrhunderte zahlreiche Aspekte für zeitgenössische Deutungen bereit. Schon in der Antike wurden ausgelassene dionysische Festumzüge auf Sarkophagen in Szene gesetzt, heute möchte man unwillkürlich an die „Loveparade“ denken.

Dionysos stiftete den Wein und damit den Alkohol. Vor allem im Rausch konnten die Menschen den Göttern nahe kommen – das galt sowohl im Tempel zu Delphi wie daheim beim Symposion im privaten Kreis. Im Christentum dient der Wein der Vergegenwärtigung des Gottes bis heute. Eine andere Facette: Auch heute sind wir immer wieder fassungslos, wenn wir von einem „Ehrenmord“ hören, der Folge einer extremistischen Auslegung des Islam. Zugleich ist bekannt, dass jungen Männern, die sich zu einem Selbstmordattentat bereit erklären, dutzende von Jungfrauen im Jenseits in Aussicht gestellt werden – solche Aspekte mögen eine neue Herausforderung für die Kunstprofiler sein, wenn wir Gäste aus anderen Kulturkreisen mit Dionysos bekannt machen.

 

Uwe Niemann

Bilder zum Artikel