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Themenwoche „Faire Textilien“?! – Pelzige Zeiten

Das Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung für unseren Planeten verändert sich – langsam…

In der vergangenen Woche, vom 10.11. bis 17.11.2016, griffen wir das Thema „Faire Textilien“ im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in zweierlei Hinsicht auf:

  • Zum einen gab es dazu einen Vortrag von Herrn Engel am Montag, 14.11.2016, 19.30 Uhr, im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Kaph am Abend“.
  • Zum anderen gingen wir gemeinsam mit SchülerInnen des zwölften und sechsten Jahrganges einem It-Accessoire der kalten Jahreszeit auf den Grund: dem PELZ.
    Um das Bewusstsein für Echtpelzprodukte zu schärfen und gegen Unwissenheit anzugehen, gestalteten wir u.a. unsere Pausenhalle zu einem Informationsraum um.

Unsere Ziele: Wissen vermitteln, zum Nachdenken anregen und handlungsfähig machen

Anregungen, um eine Diskussion anzustoßen:

Anregungen zu ausführlichen Dokumentationen:

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BERICHT ZUM VORTRAG:

Weil die Nachfrage nach fairen Textilien steigt, hat das Thema auch für Unternehmen zunehmende Bedeutung.
Aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff „faire Textilien“?
Wer produziert wie und warum?
Welche Auswirkungen haben ethische Vorbehalte auf Bevölkerung und Wirtschaft in den Produktionsländern? 

Stephan Engel kennt das, wovon er redet, aus eigener Anschauung: Jahrelang hat er für große Modeketten Textilien aus Schwellenländern eingekauft. Heute gehört er zum Beraterstab des Bündnisses für nachhaltige Textilien, einer Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, und berät Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit. Der Tenor seines Vortrags: Es ist alles nicht so einfach!

Die Geschichte wiederholt sich

Historischen Aufnahmen aus Manchester von 1830 stellte Herr Engel Fotos aus asiatischen Produktionsorten heute gegenüber – verblüffend ähnlich! „England 1830“, so fasst er zusammen, „ist das China von heute“.
Asien sei der „hotspot“ im RMG-Markt (RMG = Ready Made Garments). Mit 187 Mrd USD erzielt China die bei weitem höchsten Umsätze im Fertigbekleidungssektor, unmittelbar gefolgt von Bangladesh, dessen Exporte zu 80% aus Fertigbekleidung bestehen. Als least developed country profitiert Bangladesh davon, seine Waren frei von Importzöllen in die EU importieren.

Wiegen Wohlstandseffekte die Forderungen nach Nachhaltigkeit und Fairness auf?
Haben Schwellen- und Entwicklungsländer das Recht auf eigene Fehler?

Vor allem die NGOs (Non Govermental Organisations) würden nicht müde, den gnadenlosen Ressourcenverbrauch, die katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt  und die vielfach prekären Arbeitsbedingungen anzuprangern. In diesem Zusammenhang erinnerte Herr Engel an den medialen Aufschrei nach dem Einsturz des Rana Plaza am 24.4.2013 mit 1133 Toten und nahezu doppelt so vielen Verletzten.
Der HDI (Human Development Index) indessen zeige, dass, neben allen sozialen und ökologischen Problemen, die die Konzentration der Schwerindustrie ebenso wie der Veredelungsprozesse und des CMT (Cut-Make-Trim) mit sich bringe, deutlich positive Effekte auf den Wohlstand der Länder nachweisbar seien.
Herr Engel betont, dass auch die notwendige Forderung nach Nachhaltigkeit nicht umhin komme, diese beiden Seiten der Medaille zu berücksichtigen. Bevormundung verenge den Diskurs, der dringend weiter geführt werden müsse.

Welche Rolle spielt der Kunde?

Dass die Kaufentscheidung der Kunden einen entschieden geringeren Einfluss ausübe, als man sich erhofft, mag an diesem Abend überrascht haben. Dies zeigten auch die Nachfragen der Oberstufenschüler. Der Verbraucher nehme jedoch kaum Einfluss, da bei seiner Kaufentscheidungen letztlich andere Themen handlungsrelevant seien, die er eben nicht hinterfragt. Der Druck der NGOs sei massiver und nehme Unternehmen wie die Politik konsequent in die Mangel. Und das führt dazu, dass es immer mehr Waren gibt, die durch Gütesiegel auf ihre Qualität aufmerksam machen wollen. Hier lohnt es, genauer hinzusehen. Herr Engel verwies in diesem Zusammenhang auf die Internetseite „Siegelklarheit“, auf der erklärt wird, wofür diese Label tatsächlich stehen.

ALSO: Nachhaltig einkaufen. Siegel verstehen. MEinen Beitrag leisten.

BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung am Wilhelm-Gymnasium

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